Manuel und das Christkind
Es war ein paar Tage vor Weihnachten. Die Ferien hatten schon begonnen. Manuel lief der Mutter in der Küche aufgeregt vor den Füßen hin und her. „Aber Mama, wann stellen wir denn endlich den Baum und die Krippe auf, damit ich mit dem lieben Jesulein spielen kann???“, fragte er aufgeregt. Die Mutter verdrehte die Augen und schmunzelte doch dabei. Jedes Jahr spielte der kleine Manuel um die Weihnachtstage mit dem kleinen Jesuskind, das man aus der Krippe nehmen konnte. Jedes Jahr fuhr das kleine Jesuskind an den silbernen Girlanden am Baum rauf und runter und musste als frisch geborenes Kind noch einiges mehr mit Manuel erleben…
„Maaamaaa! Wann???“ riss Manuel sie aus den Gedanken… „Du wirst dich noch etwas gedulden müssen. Am Heiligabend, wenn der Baum steht, steht auch die Krippe mit dem Jesuskind darunter. „Ooohhh, so lange noch?…“ seufzte Manuel und zog ab…
Die Tage vergingen und endlich stand er da, der Christbaum mit der Krippe. Es war Heiligabend! Manuel freute sich, endlich mit dem Christkind spielen zu können, aber zuerst mussten natürlich die Geschenke ausgepackt werden. Er
bekam dieses Jahr zum ersten Mal eine echte Spielekonsole, die man an den Fernseher anschließen konnte. Den ganzen Abend spielte er mit seiner Familie Golf, Tennis und andere lustige Spiele – bis es spät abends war und er todmüde ins Bett fiel.
Am nächsten Morgen ging er früh runter ins Wohnzimmer. Er schaute kurz auf die Spielekonsole, aber allein würde es eh keinen Spaß machen, also legte er sich vor die Krippe, schnappte sich das Jesuskind und machte sich gerade auf Erkundungstour auf dem Christbaum, als die Mama rief: „Manuel, komm, anziehen! Heute fahren wir in die Winterferien in den Skiurlaub!“ Manuel brummte, legte das Christkind zurück in die Krippe und ging sich anziehen. Er war ein bisschen traurig, dass er wieder nicht mit dem Jesulein spielen konnte, aber seit er letztes Jahr Skifahren gelernt hatte, freute er sich auch darauf, es wieder tun zu können…
Es waren schöne Urlaubstage mit viel Spaß und Schnee und erst spät abends am 5. Januar kam die Familie nach Hause zurück. Manuel musste gleich schlafen gehen, weil er am nächsten Tag als Sternsinger durch die Straßen gehen würde.
„Manuel, beeil dich, wir müssen los!“ rief die Mutter am nächsten Morgen vom Auto aus. Manuel kam mit seinem Rucksack aus dem Haus gerannt und war den Rest des Tages unterwegs.
Als die Mutter ihn weggebracht hatte und wieder zuhause war, entschied sie sich, den Christbaum abzubauen. Schade drum, aber sie müsste in zwei Tagen wieder arbeiten und außerdem noch die ganze Wäsche aus dem Urlaub waschen. Also ran ans Werk. Der ganze Baumschmuck wurde abgehängt und wieder ordentlich verpackt. Die Tanne wurde raus ans Vogelhäuschen gestellt, um so den Vögelchen im Winter ein bisschen Schutz zu bieten.
Jetzt war die Krippe dran und die Mutter erschrak, als sie feststellte, dass das Christkind nicht mehr in seiner Krippe lag. Ihr wurde angst und bange. Das würde ihr Manuel nie verzeihen, wenn das Christkind weg wäre. Sie hatte eh schon Sorge, dass er schimpfen würde, dass der Baum und die Krippe schon abgebaut waren… Sie suchte überall, sogar im Staubsauger, aber das Jesuskind war nirgends zu finden.
Als Manuel abends völlig k.o. von einer tollen Sternsingeraktion im Bett lag, setzte sich die Mama zu ihm. „Du, Manuel, ich muss dir was Trauriges erzählen…“. „Was ist denn, Mama?“ „Unser Jesuskind aus der Krippe ist weg. Ich hab es überall gesucht, aber nicht gefunden. Das tut mir so leid, wir kaufen nächstes Jahr ein neues…“…
„Ach Mama“, grinste Manuel, stand auf und ging zu seiner Jeans. Er steckte die Hände in die Taschen und erschrak plötzlich, aber dann lächelte er erleichtert und lief aus dem Zimmer. Als er zurückkam, hielt er das Jesuskind in der Hand, kuschelte sich zurück ins Bett und sagte: „Ich habe das Jesuskind heute Morgen schnell in meine Hosentasche gesteckt. Ich dachte, wenn ich schon die ganzen Tage nicht mit ihm spielen konnte, sollte es mit zur Sternsingeraktion kommen! Schließlich machen wir das ja alles auch für Jesus… Als wir die Gewänder angezogen haben, hat es mich in der Hosentasche gepiekt und ich hab es in meinen Rucksack gelegt. Aber das hatte ich total vergessen. Und weißt du was? Als wir unterwegs waren, dachte ich die ganze Zeit, es wäre noch in meiner Hosentasche. Als der Benny fast das Auto übersehen hat, dachte ich noch, wie gut, dass wir das Jesulein dabeihaben, das auf uns aufpasst… Aber wir hatten es ja gar nicht dabei. Es war den ganzen Tag im Pfarrheim in meinem Rucksack… Hmmm…“, Manuel dachte einen Moment lang nach, „Ich glaube, wenn man es in seinen Gedanken dabei hat, dann ist es auch dabei…“ Er legte das Jesuskind vorsichtig auf sein Nachtschränkchen, kroch noch weiter unter die Decke und drehte sich zum Schlafen weg.
„Ja, mein Schatz, da hast du vollkommen Recht“, sagte die Mutter und streichelte ihrem Sohn über den Kopf. „Wenn man es in seinen Gedanken dabei hat… …und in seinem Herzen…“…